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Nach
der Scheidung
Frau und Herr M. sind geschieden. Frau M. wohnt mit den zwei
Kindern, 11 und 13, in dem gemeinsamen Haus. Seit einigen Jahren
arbeitet sie halbtags und beabsichtigt nun, eine volle Stelle
zu suchen.
Herr M. hat eine neue Partnerin und möchte wieder heiraten.
Es ist sein Wunsch, das Haus zu verkaufen, damit er Geld für
einen Neubeginn hat. Zur Zeit trägt er den Großteil
der finanziellen Belastung, die noch auf dem Haus liegt. Frau
M. stimmt dem Hausverkauf jedoch nicht zu. Sie sagt, sie möchte
den Kindern das gewohnte Umfeld erhalten, die Trennung der Eltern
sei schon schwer genug für die beiden gewesen, und jetzt
müsse sie ihnen Halt und Stabilität bieten.
An diesem Thema entzündet sich nun ein Streit zwischen
den beiden. Herr M. geht zu seinem Anwalt und erkundigt sich
nach rechtlichen Möglichkeiten, um seine Interessen durchzusetzen.
Der Anwalt rät ihm jedoch von gerichtlichen Maßnahmen
ab. Das sei teuer und langwierig. Außerdem sei ein Rechtsstreit
der Eltern immer eine große Belastung für die Kinder.
Stattdessen empfiehlt er ihm eine Mediation. Frau M. ist mit
einer Mediation einverstanden.
Zunächst verschafft der Mediator beiden Konfliktparteien
gleichermaßen viel Raum für die Darstellung ihrer
jeweiligen Sichtweisen. Bei näherer Beleuchtung der Konfliktpunkte
ergibt sich folgendes Bild:
Die Trennung der beiden erfolgte auf Initiative des Mannes.
Er hat sich diesen Schritt nicht leicht gemacht, aber nun ist
er froh, dass er ihn getan hat, und dass diese Phase hinter
ihm liegt. In seiner neuen Beziehung ist er glücklich und
blickt optimistisch in die Zukunft. Einzig die Haltung seiner
geschiedenen Frau in Bezug auf den Hausverkauf belastet ihn
finanziell und emotional. Er versteht das nicht und wirft ihr
Boshaftigkeit vor.
Frau M. ist längst nicht soweit, nach vorne zu schauen.
Sie ist emotional noch mit der Trennung beschäftigt. Auch
zeigt sie Zeichen von Überlastung. Die Erziehung der beiden
pubertierenden Kinder strengt sie sehr an, das Haus erfordert
eine Menge Arbeit, der Wechsel von einer halben auf eine ganze
Stelle bedeutet eine weitere Veränderung, vielleicht sogar
einen Wechsel des Arbeitgebers. Sie hat nicht mehr die Kraft,
jetzt auch noch mit den Kindern umzuziehen und mit der nächsten
gravierenden Veränderung fertig zu werden.
Herrn M. waren diese Aspekte nicht bewusst. Nun aber verändert
sich seine Haltung gegenüber seiner geschiedenen Frau.
Frau M. bemerkt dies und kommt ein wenig aus ihrer schützenden
Abwehrhaltung heraus. Die Fronten weichen auf. Die beiden können
sich auf dieser Ebene anders begegnen.
Der Mediator bringt sie jetzt miteinander ins Gespräch,
bis die ersten Lösungsansätze deutlich werden.
Frau M. bittet ihren geschiedenen Mann, sich mehr um die Kinder
zu kümmern und sich in Erziehungsfragen besser mit ihr
abzustimmen. Das wäre für sie eine große Entlastung.
Darauf können sich die beiden einigen.
Bei Wohnungssuche und Umzug bietet Herr M. finanzielle Unterstützung
an, so dass ein Makler und ein Umzugsunternehmen beauftragt
werden könnten. Frau M. geht es nun zu schnell.
Die beiden einigen sich darauf, dass Frau M. zunächst eine
andere Stelle sucht. Sie gibt sich selber dafür drei Monate
Zeit und sagt zu, hier viel Energie hineinzustecken. Herr M.
wird in dieser Zeit nicht weiter auf den Hausverkauf drängen.
Nach der Frist wird ein Makler mit dem Verkauf des Hauses und
der Suche einer Wohnung für Frau M. beauftragt. Da dies
vermutlich einige Zeit dauern wird, unterstützt Frau M.
ihren geschiedenen Mann bei der Finanzierung des Hauses stärker,
sobald sie eine Vollzeitstelle hat.
Die Vereinbarungen werden in einem Mediationsvertrag fixiert.
Im Bedarfsfall erfolgt nach Ablauf der Frist eine erneute Mediationssitzung,
in der über Einhaltung und Umsetzung der Vereinbarungen
gesprochen wird.
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